Zwickauer Blitzturnier 2016

Erfolgreiche Teilnahme

53. Neujahrsblitzturnier Zwickau

Was kann ein Schachspieler zwischen Weihnachten und Neujahr alles unternehmen? Richtig, eins der vielen Schachturniere spielen, die es gibt – ob ein Blitz-, Schnellschach- oder Normalschachturnier. Das lohnt sich vor allem dann, wenn das Wetter so nass und kalt ist wie an diesem Tag. Und so schlossen sich Hannelore, Franziska, Andreas, Florian, Victor, Philipp und meine Wenigkeit mit ein paar Schachspieler der SG Turm Leipzig zusammen, um gemeinsam in der Nähe von Zwickau ein Neujahrsblitzturnier zu spielen.

Wie der in der Ausschreibung angekündigte Terminplan bereits aufzeigte, wussten wir, dass es dank der 1,5h Hin- und Rückreise ein eher längerer Tag werden soll. Wie sich herausstellen sollte, kann sich so ein Turnier auch gern einmal in die Länge ziehen – Reklamationen, Spieler, die an falschen Brettern saßen, u.v.m. Blöd vor allem, wenn Reklamationen nicht geklärt werden können, weil kein FIDE-Regelwerk vor Ort ist.

Nichts ahnend von diesen doch eher selten auftretenden Ereignissen unter erfahrenen Spielern machten wir uns mit mehreren Autos in aller Früh auf den Weg. Das Spielsystem war clever aufgebaut. Zuerst wurden die vielen Teilnehmer auf mehrere Gruppen verteilt, die jeweils untereinander Rundensystem gespielt haben. Das war die Vorrunde. In Zwischenrunde wurden die Gruppen wieder neugemischt und erneut Rundensystem gespielt. Somit hatte jeder die Möglichkeit, bspw. trotz einer schlechten Vorrunde, noch in eine hohe Gruppe in der Endrunde zu gelangen. Die jeweiligen ersten Platzierungen aus der Zwischenrunde wurden dann in die A-Gruppe gesteckt, die darauffolgenden Platzierungen in die B-Gruppe, usw. bis zur D-Gruppe. Dies bedeutete am fortgeschrittenen Nachmittag nochmals 15 Runden Rundensystem. Um es mal vorwegzunehmen: Ich war eigentlich ganz froh, als es dann zu Ende war. Man konnte da schnell das Gefühl gewinnen, bei einem Blitz-Marathon mitzuspielen, was aber auch seine Reize hat.

Die Vorrunde diente für einige Spieler von uns dazu, dass sie sich erst einmal kognitiv und mental auf die Zwischenrunde vorbereiten konnten. Ohne Namen nennen zu wollen, aber Victor hat das sehr gut für sich nutzen können und mit zwei Siegen erst einmal eine ruhige Runde gespielt – das Feld von hinten aufrollen, wie sich noch zeigen sollte. Unsere liebe Franziska war gewissermaßen eine Blitz-Maschine, die immer gute bis hervorragende Ergebnisse geholt hat und auch am Ende zu mir meinte, dass sie noch weiterspielen könnte… Alle anderen waren in der Vorrunde im mittleren Bereich. Aber das hatte für die Zwischenrunde keine Bedeutung, da die Ergebnisse quasi genullt wurden und man sich in der neuen Gruppe wieder neu beweisen musste. Wir haben alle nicht ganz verstanden, wie die Zwischenrunde zusammengesetzt wurde, aber so kam es, dass der liebe Victor, der sich sehr gut mental in der Vorrunde vorbereitet hatte, nach Andreas und Franzi (C-Gruppe) sowie mir (D-Gruppe) in der E-Gruppe gelandet ist. Florian und Hanne waren in der F-Gruppe anzutreffen und Philipp in der H-Gruppe. Am Ende der Zwischenrunde stellte sich auch hier eine interessante Erkenntnis ein: Von der Platzierung in meiner Gruppe war ich weiter oben (4. Platz) als Philipp in seiner Gruppe, obwohl ich mit 8/21 Punkten deutlich weniger hatte als Philipp mit 12/21. Ich landete am Ende in der B-Gruppe und Philipp in der D-Gruppe. Vielleicht zählten alle Punkte dann mit hinein. Wir werden es nicht erfahren. In der Endrunde war in der A-Gruppe keiner von uns, aber immerhin Marvin Engert und Andreas Otto von der SG Turm Leipzig. In der B-Gruppe waren Franziska, Andreas und ich. In der C-Gruppe kämpften Hannelore, Florian und Victor um die vorderen Plätze. Philipp mischte die D-Gruppe auf. An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich Philipp als guter Schachspieler herausstellt – ehrgeizig und mit viel Durchhaltevermögen noch nach so vielen Blitzrunden und Stunden weiter mitzuspielen.

Die Endrunde war die langwierigste Phase: falsche Ansetzungen und die Reklamationen, die ohne das Regelwerk entschieden werden mussten. Der Spezialfall – natürlich die liebe Franzi, die um den Gruppensieg gespielt hat. Liebe Schachfreunde, wenn ihr das lesen solltet, merkt euch Folgendes: Wenn ihr mit dem Bauern durchzieht und euch eine Dame wünscht, dann nehmt auch eine Dame! Der Gegner von Franziska dachte jedenfalls, dass es noch nach Regelwerk korrekt sei, den Turm umzudrehen und damit diagonal ziehen zu wollen. Daraufhin reklamierte Franzi, dass das ein unmöglicher Zug sei. Ihre Stellung ist verloren, hat aber immerhin noch Läufer und Bauer gegen mehrere Schwerfiguren. Die Zeit war mit 2 Sekunden für den Gegner und 9 Sekunden für sich auf ihrer Seite. Der Schiedsrichter tritt an das Brett heran und starrte gefühlt nur drauf. Den Vermerk mit der FIDE musste er abweisen, da keine vor Ort war und er es irgendwie auch nicht so recht wusste. Am Ende überzeugten ihn mehrere, dass das nicht mehr regelkonform sei und er entschied für Franziska. Wer sich mit der FIDE auskennt, ist schon einmal klar im Vorteil. Das Ende vom Lied war dann, und da ziehe ich meinen Hut, dass sie trotz dieses Vorfalls dennoch ihre Punkte geholt hat und sogar Gruppensiegerin der B-Gruppe wurde. Zu Recht meiner Meinung nach. Auch wenn unsere Partie einen kleinen Vorfall beinhaltete. Wie würdet ihr entscheiden? Franzi zieht einen Zug, welcher mich im nächsten Zug mattsetzen wird. Ich wollte ziehen und mit dem König in der Hand – meiner einzigen Figur – fällt mir auf, dass ihr Blättchen gefallen ist. Nach vielen sachlichen Diskussionen haben wir uns auf ein Unentschieden geeinigt, was zum Glück ihr nicht den ersten Platz gekostet hat. Dennoch hätte ich im Nachgang sehr gern mir die Partie Franzi – Andreas angesehen. Andreas habe sie mit dem Wort „Schazi“ zum Nachdenken anregen wollen – ein kleines Denkspiel. Als noch vor Beginn der Partie die Lösung dargestellt wurde: Schaf oder Ziege, sei sie völlig aus dem Konzept gewesen und hätte eine glanzlose Partie hingelegt. So einfach geht das also…

Das Ende vom Lied ist: Franzi wurde Gruppensiegerin der B-Gruppe, ich deshalb die beste Dame der B-Gruppe. In der C-Gruppe holte Hannelore den Damenpreis und der gut mental und kognitiv vorbereitete Victor den 2. Platz. Florian erhielt mit dem 4. Platz, ebenfalls wie die Sonderpreise, eine Flasche Rotkäppchen. Unser Philipp sollte mit dem Preis „bester Jugendlicher“ und einem Saturn-Gutschein nicht leer ausgehen und wurde für das Durchhalten belohnt.

Trotz dieses kleinen Vorfalls mit dem FIDE-Regelwerk bedanken wir uns herzlichst bei den Organisatoren dieses traditionsreichen Turniers, denn ansonsten lief alles top durchorganisiert. Eins der seltensten Erlebnisse als Schachspieler konnte ich haben: Es ging pünktlich los…

Nicole Lorenz